Montag, 12. März 2012

34. Georg Orwell: "1946"

Der englische Schriftsteller Georg Orwell ist bei uns besonders bekannt durch seine Werke "Farm der Tiere" und "1984". Er hat viel mehr geschrieben - auch über das Schreiben. Aus Georg Orwells 1946 erschienenem Essay "Politics and the English Language" stammen die folgenden sechs Regeln für einfaches Schreiben, die ewig gelten, insbesondere für Redetexte.

Erstens:
Niemals eine Metapher, einen Vergleich oder eine Redewendung benutzen, die einem ständig begegnet.

Zweitens:
Niemals ein langes Wort benutzen, wo auch ein kurzes passt.

Drittens:
Wenn ein Wort gestrichen werden kann, dann wird es auch gestrichen.

Viertens:
Niemals das Passiv benutzen, wo auch Aktiv möglich ist.

Fünftens:
Niemals ein Fremdwort, ein Fachwort oder einen Jargonausdruck benutzen, wo die Umgangssprache einen geeigneten Ausdruck bietet.

Sechstens:
Lieber jede dieser Regeln brechen als etwas schreiben, was absolut unmöglich klingt.

Montag, 5. März 2012

33. Sudoku

Erfolg ist angeblich fünf Prozent Inspiration und 95 Prozent Transpiration. So verhält es sich auch beim Redenschreiben. Eine Idee sollte man natürlich haben; aber um sie zur Geltung zu bringen, ist viel systematische Fleißarbeit nötig, und dafür ist ein gutes Computerprogramm hilfreich.

Ich benutze mit Vorliebe das Autorenprogramm "Scrivener". Inzwischen gibt es dieses vielseitige Schreibwerkzeug nicht nur für Macintosh, sondern auch für Windows, allerdings noch immer nicht in deutscher Version.

Was macht "Scrivener" so nützlich für den Redenschreiber?

-   Die Software arbeitet projektbezogen und ermöglichst es, allen Stoff auf ein- und derselben Benutzeroberfläche zu versammeln und zu strukturieren, den ich für eine Rede benötige beziehungsweise der bei der Ausgangs- und Ergänzungsrecherche anfällt.

-   Das gilt für Medien und Dateien aller Art, aber auch für das eigene Redenarchiv, auf das man ja immer wieder zurückgreift. Nach Stichworten in der linken Spalte des Desktop geordnet, lässt sich alles rasch finden und für den Text verwenden, der in der Hauptspalte in der Mitte entsteht. Rechts ist Platz für Randbemerkungen und Zusammenfassungen.

-  Die Struktur des Manuskriptes lässt sich mit diesem Programm sehr leicht verändern, ohne dass der Überblick verloren geht. Auch das Arbeiten an Abschnitten bei vorläufiger Gliederung ist komfortabel.

Für mich ist "Scrivener" das Programm der Wahl, um einen wachsenden Fundus an Basisinformationen, an Quellen, an Beispielen, Geschichten und Anekdoten, an Formulierungsbausteinen und Rechercheergebnissen zu verwalten und für immer neue Texte effizient zu nutzen. Im Zeitalter des mobilen Arbeitens ist es von Vorteil, dass "Scrivener" auch von unterwegs gespeist werden kann. Das geschieht mit dem Texteditor "Plaintext" vom Ipad aus, per Dropbox synchronisiert.

Das Ipad sollte übrigens jeder, der von Berufs wegen oft reden muss, zumindest einmal testen. Wer damit etwas anfangen kann, dem kann es das Leben erleichtern: Man hat das komplette Archiv wichtiger Texte und Dokumente gleichsam unter dem Arm, man kann umfangreiche Redemanuskripte wie auf einem Teleprompter ablaufen lassen und auf diese Weise lebendiger vortragen, und wenn es in einer Veranstaltung mal zu langweilig wird, kann man Sudoku spielen.