Montag, 22. August 2011

24. Reden(schreiben) und pausieren

Nun habe ich mit meiner Blog-Pause das gemacht, was beim Reden vermieden werden sollte, nämlich den Zeitrahmen zu überziehen. Das unterläuft Rednern, die sich selbst zu gerne reden hören. Ich habe meine Denkpause überzogen, weil ich mich zu gerne pausieren fühle.

Apropos: Maßvolle Pausen sind im Zusammenhang mit öffentlicher Rede in mehrfacher Hinsicht nützlich: Der Redner muss von Zeit zu Zeit eine Pause machen, weil er auf diese Weise seine Rede akustisch strukturiert: Achtung, zu diesem Punkt habe ich jetzt alles gesagt, gleich kommt etwas Neues! Pausen gliedern die Rede wie Absätze und Kapitel den Text. Wenn sich eine elegante Überleitung anbietet, wie man vom einen Abschnitt zum anderen, von diesem Aspekt zum nächsten kommt - wunderbar! Aber in einer guten Rede muss nicht sein. Der Zuhörer sollte auch so den Zusammenhang erkennen.

Übergänge, die mit dem Holzhammer gezimmert sind, können wir jeden Tag in schlechten Fernsehmoderationen hören ("Auf der A9 ist es zu einer Massenkarambolage gekommen, nachdem ein Wohnmobil in die Leitplanke gefahren war. Um eine Leitplanke ging es auch beim jüngsten deutsch-französischen Regierungstreffen, um eine Leitplanke für die europäische Währungspolitik..."). In Redemanuskripten ist so etwas zu unterlassen, und zwar ersatzlos.

Auch das Publikum braucht Pausen. Nur so kann es dem Redner folgen.  Wenn der Redner ein gewichtigen Gedanken dargelegt hat, soll er sich bei den Zuhörern setzen. Sie wollen kurz Luft holen, bevor sie sich auf den nächsten Gedanken konzentrieren. Wer aber redet wie ein Maschinengewehr, wer sein Publikum zudröhnt ohne Halt, ohne Punkt und Komma, der will  das Publikum nur beeindrucken und nicht überzeugen.

Pausen sind auch für  Redenschreiber notwendig. Wenn der Text hakt, wenn der Gedanke nicht fließen will, wenn das Blatt leer bleibt, dann hilft oft eine starke Unterbrechung. Nach dem Sport oder dem Kino sieht man klarer, ob der Ansatz in den Papierkorb gehört oder wie er zu retten ist. Längere Pausen, in schwedischen Blockhütten oder anderswo, sind von Zeit zu Zeit nötig, um über das einzelne Projekt hinaus Abstand von Themen und Methoden zu gewinnen.

Zum Beispiel: Sollte man die wirtschaftliche Lage wirklich immer anhand der Analysen der Wirtschaftsforschungsinstitute beschreiben oder gibt es - publikumsfreundliche - Alternativen? Vielleicht kann man noch einmal versuchen zu erklären, was ein Wachstum von plus zwei oder minus ein Prozent für die Menschen praktisch bedeutet? Sollte man die Erneubaren Energien vor allem anhand selbst gesetzter Planzahlen taxieren oder kann man noch besser als bisher ihren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Effekt darstellen? Ist es richtig, alles was sich nicht wehrt, zum Erfolg (des Redners, der Regierung, der eigenen Organisation) zu erklären? Oder ist es redlicher - und vielleicht glaubwürdiger - , durchaus  auch Probleme, Unzulänglichkeiten und Defizite zu erörtern?

Solcher Fragen gibt es viele, so dass noch ungezählte (Denk-)-Pausen ihren Stoff finden werden! Was den Guten Ghost angeht, so bloggt er erst einmal wieder weiter - allerdings nicht mehr wöchentlich, sondern gelegentlich.