Montag, 31. Januar 2011

6. Buten un binnen

Die Regierung hat eine Offensive für besseres Wetter angekündigt. Das zuständige Referat im zuständigen Ministerium entwickelt das Projekt und dazu einen Plan, in welchen Schritten es verwirklicht werden soll - Eckpunkte festlegen, Maßnahmen ausarbeiten, mit den übrigen Ressorts abstimmen, andere Institutionen konsultieren, dem Kabinett zuleiten und so weiter, das Übliche eben.

Weil das ein politisch so wichtiges Vorhaben ist, soll es fortan in jeder Minister-Rede vorkommen, auch wenn der Plan dazu noch nicht fertig ist:  Schaut her, daran arbeiten wir! Soweit sind wir schon gekommen! Ein ums andere Mal aktualisiert das Fachreferat seinen Redebaustein zur Wetter-Offensive entsprechend dem Projektfortschritt :  Eckpunkte festgelegt! Maßnahmen ausgearbeitet! Mit den übrigen Ressorts abgestimmt! Jetzt noch andere Institutionen konsultieren und dem Kabinett zuleiten...

Aber woran ist zu ermessen, dass eine Sache wirklich voran gekommen ist? Der Insider mit seiner Binnensicht nimmt gern Verfahrensschritte als Meilensteine, denn so ist die Arbeit an dem Projekt ja strukturiert. Aber der Außenstehende, der Zuhörer - hat er nicht eine ganz andere Perspektive? Er möchte weniger Verfahren ("Demnächst ist die Anhörung der Wassersportler geplant") und mehr Inhalt: "Sturm ab Stärke neun schaffen wir ersatzlos ab!" Weniger Meta-Hülsen ("Wir verbessern die Rahmenbedingungen für das Wetter in Schleswig-Holstein") und mehr Konkretes: "Am 1.April ist endgültig Schluss mit Nachtfrösten."

Beim Redenschreiben sollte man immer versuchen, ein Stück neben sich zu treten, um zu unterscheiden: Was ist reine Binnensicht und was wird der Perspektive des Außenstehenden gerecht? Ich mache dafür gerne den Hunde-Test: Bello wartet auf sein Fressen und Herrchen sagt ihm: "Prima, eine wichtige Hürde haben wir genommen, denn ich habe den Dosenöffner gefunden, mit dem ich die Frolic-Büchse öffnen kann, sobald Frauchen vom Einkaufen zurück ist." Zweifellos sind es wichtige Schritte zum Ziel, doch für den Hund sind es fremde Interna, die ihn nicht wirklich interessieren dürften.

Ausnahmen bestätigen die Regel, das gilt selbstverständlich auch hier. Vielleicht signalisiert es dem Hund, dass das mit dem Fressen klar geht, wenn Herrchen den Dosenöffner in der Hand hat. So läuft es mitunter auch in der Politik. Deswegen kann es auch in Reden mal richtig sein, den Dosenöffner zu zeigen...



Montag, 24. Januar 2011

5. Von Schachteln und Strudeln

Der folgende Satz stammt nicht von dem berühmten Schachtelbauer Heinrich von Kleist, sondern ist von mir eigens für Sie konstruiert worden: Ein Redetext, der dem Grundsatz, die Möglichkeit des Publikums, dem Redner möglichst ohne Schwierigkeiten und mit Freude zu folgen, zu berücksichtigen, nicht in dem Maße Rechnung trägt, dass der Zuhörer zumindest den roten Faden behält, den die Rede haben sollte, taugt nicht viel. - Ein echtes Monstrum, auch wenn inhaltlich alles stimmt. Man könnte aber viel einfacher sagen: Der Text muss dem Zuhörer leicht ins Ohr und dem Redner leicht von den Lippen gehen. 

Dazu darf man sich getrost über die eine oder andere Regel des Schriftdeutschen hinwegsetzen. "Der Vorschlag, die feste Fehmarnbeltquerung aufzugeben, ist falsch", würde man schriftlich formulieren. Aber zu sprechen und zu verstehen ist leichter: "Der Vorschlag ist falsch, die feste Fehmarnbeltquerung aufzugeben." Oder: "Es gibt den Vorschlag, die feste Fehmarnbeltquerung aufzugeben. Aber er ist falsch." 

Beim Redenschreiben sollte man Informationen nicht schachteln, sondern logisch in eine Reihe bringen. So ist das Publikum zu jeder Zeit auf der Höhe des Gedankens und muss sich nicht zu viel merken, bis irgendwann der Schlüssel zum Verständnis nachgereicht wird. Und der Redner kommt nicht in die missliche Lage zu versuchen, die komplizierte Struktur eines Schachtelsatzes mit melodischen Mitteln kenntlich zu machen. Es wäre jedenfalls gut, wenn der Text nicht dem Redner den Atem raubt, sondern dem Publikum.

Wer als Texter seinen Redner nicht quälen will, dem sei der Selbsttest empfohlen: Die umständlichen Formulierungen, die schiefen Konstruktionen, die Strudel im Gedankenfluss und all die anderen Unebenheiten, die einem beim eiligen Schreiben unterlaufen, können sich nicht mehr verstecken, wenn man Satz für Satz sich selbst vorliest. Die in Schleswig-Holstein lebende Dichterin Sarah Kirsch berichtete einmal, sie lese ihre Entwürfe dem Kasettenrekorder vor und stoße dabei auf die Ungereimtheiten, auch ohne die Aufnahme je wieder abzuspielen. Diese oder ähnliche Methoden in der Schreibstube erleichtern einem Redner das Leben ungemein.

Montag, 17. Januar 2011

4. Die entscheidende erste Minute

Glücklicherweise ist eine Rede kein Roman. Da kann der erste Satz schon das Schicksal besiegeln. Aber auch für einen Redner hängt viel vom Anfang ab. Wenn wir einem Menschen zum ersten Mal begegnen, bilden wir uns innerhalb von 60 Sekunden ein Urteil, sagen Wissenschaftler. Mehr Zeit hat auch ein Redner nicht, um dafür zu sorgen, dass die Anwesenden sich nicht dem Nachbarn oder dem Blackberry zuwenden.

60 Sekunden, das sind über den Daumen gerade einmal 90 Worte. Wie weckt und hält man die Aufmerksamkeit des Publikums? Es kommt immer darauf an, zu welchem Anlass eine Rede gehalten werden soll, ob es sich um eine Festansprache handelt oder um eine Gedenkrede, ob der Vortragende der "Keynote-Speaker" oder der Lobredner ist, ob die Hauptversammlung einer Volksbank, die Besuchermassen eines Stadtfestes oder die Mitglieder einer Volksvertretung das Publikum sind.

Deshalb gibt es auch hier keine Patentrezepte; der Redenschreiber muss sich etwas einfallen lassen, das zum Anlass und zum Redner (!) passt. Aber es gibt ein paar bewährte Einstiegsmethoden. So kann man Bezug auf den Veranstaltungsort nehmen. Ein Amtsträger aus Scheswig-Holstein begann eine Rede in Hamburg so: "Man möchte als Schleswig-Holsteiner Hamburg ein Kompliment machen. Was kann ich sagen? Ich schließe mich Gerhart Hauptmann an: 'Man nenne mir eine zweite, ebenso große deutsche Stadt, deren Funktion und Form so übereinstimmen'." Hier ist gleich noch ein Zitat verwendet worden. Auch damit kommt man mitunter gut in eine Rede hinein. 

Oder ein Minister aus Schleswig-Holstein wirbt in Augsburg für die maritime Wirtschaft. Dann könnte er damit anfangen, dass es ein Schwabe war, der bei der Kieler Traditionswerft HDW das erste U-Boot in Auftrag gab. Schon eine schnelle Internet-Recherche bringt oftmals erstaunliche Informationen, aus denen sich ein interessanter Auftakt entwickeln lässt.
Manchmal fällt das Rededatum auf ein Jubiläum, das zum Anlass passt. Ein Witz oder eine Anekdote können ebenfalls zum Thema hinführen. Oder man stellt einen persönlichen Bezug des Redners zum Veranstalter bzw. Thema her. Bundeskanzlerin Merkel begann bei der Feier zum 100jährigen Bestehen des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit Bemerkungen darüber, wie sie sich selbst in diesem Medium dargestellt fand.

Alles ist möglich, wenn es zu den Umständen passt, wenn es unterhaltsam und leicht zu verstehen ist, wenn es einen gewissen Esprit vermittelt, der den Zuhörer auf den Hauptteil der Rede neugierig macht. Originell, überraschend, erfrischend - alles darf der Einstieg sein, nur nicht so weit hergeholt, dass das Publikum denkt: Na, da hat der Redenschreiber aber lange gesucht...

Besonders gut kann man bekanntlich von schlechten Beispielen lernen. Da kommt Kurt Tucholskys Ratschlag für schlechte Redner gerade recht: "Fang nie mit dem Anfang an, sondern immer drei Meilen vor dem Anfang! Etwa so:  'Meine Damen und meine Herren! Bevor ich zum Thema des heutigen Abends komme, lassen Sie mich Ihnen kurz ...' Hier hast du schon ziemlich alles, was einen schönen Anfang ausmacht: eine steife Anrede; der Anfang vor dem Anfang; die Ankündigung, daß und was du zu sprechen beabsichtigst und das Wörtchen ‘kurz’. So gewinnst du im Nu die Herzen und die Ohren der Zuhörer."

Montag, 10. Januar 2011

3. Meinung, Meinung – und ans Publikum denken

Fakten, Fakten – und an den Leser denken! Für ein Nachrichtenmagazin mag das der richtige Slogan sein. Aber für einen hochrangigen Redner, der nicht gerade beim Faktencheck „Stuttgart 21“ auftritt, gilt: Meinung, Meinung - und ans Publikum denken. Wer wirklich hören will, wie sich das Bruttoinlandsprodukt unter besonderer Berücksichtigung der Exporte ins Baltikum und der Importe aus Indochina entwickelt hat, soll einen Ministerialbeamten aus der Fachabteilung oder einen Vertreter des Instituts für Weltwirtschaft einladen.

Von einem Politiker, zumal einem Minister will man erfahren, was er denkt und was er will, was seine Werte und seine Pläne sind. Einschlägige Fakten haben da einen Platz, wenn sie wirklich neu sind und wirklich zum Thema gehören. Aber den Fall wird es selten geben in einer Zeit, da selbst Verfassungsgerichtsurteile mitunter vor der Verkündung bekannt sind.

In der Praxis müssen Reden meistens auf bekannte Fakten aufbauen und sollen doch interessant sein. Das geht nur mit Meinung, Meinung, Meinung! Fakten haben dabei nur eine Berechtigung, wenn sie der Meinung sozusagen dienen: Sie benennen kurz den Gegenstand, der bewertet oder eingeschätzt, verworfen oder gewürdigt, kritisiert oder gelobt werden soll.

Wenn der Schiffbau in Fernost die Werften hierzulande bedroht, worauf läuft das denn hinaus? Wenn unsere Universitäten dieses und jenes Excellenzcluster haben, was sagt das eigentlich aus? Wenn die Wirtschaftsförderinstitute die öffentlichen Finanzhilfen für Unternehmen im letzten Jahr erneut gesteigert haben – ist das wirklich eine gute Nachricht und wenn ja, warum?

Wenn im Manuskript steht, wie viele Kilometer der neue Autobahnabschnitt misst, dann muss sofort ein Satz folgen, der anfängt mit einem "Das heißt..." oder "Das bedeutet... " oder "Ich sehe darin..." In einem Redemanuskript könnte stehen: "21 Kilometer Autobahn geben wir heute für den Verkehr frei"; aber dann sollte eine Wertung folgen: "Und das sind 21 Kilometer mehr in Richtung Polen, 21 Kilometer in Richtung Westen, 21 Kilometer mehr für die Einbindung unseres Landes in den kontinentalen Wirtschaftsverkehr." Zugegeben, es ist ein banales Beispiel, aber man sieht das Prinzip.

Bewertung, Einordnung, gerne auch persönliche Betrachtung - das interessiert die Zuhörer, das hält sie wach. Und wenn der Redner dann zwischendurch auch noch einmal kurz aus dem Nähkästchen plaudert oder wenigstens so tut, dann werden sie geradezu lauschen!

Mit Fakten und Zahlen sollte man in Reden also sparsam umgehen, es sei denn, sie haben einen wohl bedachten Zweck. Dann darf man mit Zahlen auch mal verschwenderisch umgehen wie in diesem schönen Beispiel aus dem Deutschen Bundestag...

Dienstag, 4. Januar 2011

2. Keine Eulen nach Athen

Stellen Sie sich vor, Sie wären Mitglied im Verband der Gehwegreinigungsunternehmen Schleswig-Holsteins (GRSH). Das hieße: Sie hätten es seit Wochen mit Schnee und Eis auf den Bürgersteigen zu tun, die Sie im Kundenauftrag räumen und streuen müssen; Sie hätten Mühe, das erforderliche Streusalz zu beschaffen, und es fielen auch schon die ersten Maschinen aus, weil sie überansprucht sind und die Ersatzteile knapp werden. Sie wissen also nicht, wo Ihnen der Kopf steht.

Aber zur Jahreshauptversammlung Ihres Verbandes gehen Sie doch, denn dort tritt der Wirtschaftsminister als Gastredner auf, und Sie möchten gerne hören, was er zu sagen hat. Und dann kommt der Minister auch und hält seine Rede: "Meine sehr verehrten Damen und Herren, die 123 Mitglieder Ihres Verbandes haben es zurzeit nicht leicht. Auf den 2375 Kilometer Gehweg, die sie zu reinigen haben, liegt seit viereinhalb Wochen Schnee, und an 17 Tagen war es auch noch glatt. Deswegen ist inzwischen das Streusalz knapp und fallen die ersten Maschinen aus, weil sie überlastet und Ersatzteile kaum noch zu bekommen sind..."

Diesen Verband gibt es natürlich nicht, aber solche Redemanuskripte durchaus. Das ist ärgerlich für die Zuhörer: Man hat sich die Zeit genommen, um dahin zu fahren, und dann wird einem etwas vorgetragen, was man selbst besser weiß. Redetexter tragen allzu oft Eulen nach Athen, weil für sie der Stoff neu ist und sie dabei vergessen, dass für das sachkundige Publikum das Gegenteil gilt. Man recherchiert, was die Grunddaten und die aktuellen Probleme eines Verbandes sind, und formuliert daraus eine Rede. Diese Recherche muss sein, damit man überhaupt Bescheid weiß. Aber der Redestoff ist das noch nicht.

Besonders bei einem homogenen Publikum wie auf einer Verbandsversammlung ist es höflich, wenn der Redner das Publikum spüren lässt: Ich habe mich mit eurer Situation beschäftigt, ich weiß, wie es euch geht! Aber das ist etwas ganz anderes, als den Inhalt der Verbandshomepage vorzutragen. Dann fühlt sich die Zuhörerschaft im besten Fall gelangweilt, wahrscheinlich aber schlecht oder gar despektierlich behandelt, und so etwas hängt dem Redner lange nach.

Nachdem die verfügbaren Informationen zusammengetragen und sortiert sind, fängt die eigentliche Arbeit des Redenschreibens erst an: Welche Fragen ergeben sich, zum Beispiel an den zuständigen Minister, und worauf erwartet das Publikum Antworten? Wo sind Konflikte und wie stehen wir dazu? Was können wir der Gruppe, die da sitzt, bieten? Was wollen wir von ihr fordern? Wie lässt sich das, was da anzusprechen ist, in einen übergeordneten Zusammenhang stellen? Nun ist zu entscheiden, welche Punkte man in welcher Reihenfolge behandeln, welche man kurz erwähnen und welche man weglassen möchte, und schon ergibt sich eine tragfähige Gliederung.

Dann muss man sie nur noch mit plausiblen Argumenten, klugen Gedanken, klaren Formulierungen, lebendigen Bildern, unterhaltsamen Episoden, spannenden Passagen und treffenden Pointen füllen und dabei immer an Mark Twain denken: "Eine gute Rede hat einen guten Anfang und ein gutes Ende - und beide sollten möglichst dicht beieinander liegen."

Montag, 3. Januar 2011

1. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte...


sagen die Fotografen, um die Ausdrucksstärke ihres Produktes zu beschreiben. Täglich sehen wir solche Bilder, die mehr sagen als tausend Worte, etwa wenn die Medien aus Kriegs- und Katastrophengebieten berichten. Manche dieser Bilder bleiben uns für immer in Erinnerung, zum Beispiel das neunjährige vietnamesiche Mädchen Kim Phùk, das am 8.Juli 1972 nackt und verzweifelt vor einem Napalm-Angriff flieht und dabei von AP-Fotograf Nick Ut abgelichtet wird. Oder Bundeskanzler Willy Brandt, wie er am 7.Dezember 1970 vor dem Mahnmal des Warschauer Ghettos niederkniet.

Auch innerhalb der Sprache gilt: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. John F. Kennedys "Ich bin ein Berliner" war so ein Sprachbild, das dem amerikanischen Präsidenten einen ewigen Platz in der Ruhmeshalle der Deutschen einbrachte, weil er sich mit ihnen in bedrohter Lage identifizierte. Der SPD-Politiker Franz Müntefering schaffte es mit einem Bild aus der Tierwelt ("Heuschrecken"), einem damals neuartigen Segment des Finanzmarktes (Private Equity) seinen Stempel aufzudrücken.

Nun wird man beim alltäglichen Redenschreiben für unspektakuläre Anlässe nicht jedesmal auf eine Wirkung hoffen können, wie sie selbst amerikanischen Präsidenten auf der Bühne der Weltgeschichte nur sehr selten gelingt. Aber ein wenig danach streben sollte man auch bei einem Redetext für einen Allerweltstermin in Kleinkleckersdorf. Denn mit der Suche nach dem einen Begriff oder Satz, der es auf den Punkt bringt, verbindet sich zwangsläufig die Frage, was da eigentlich zum Ausdruck gebracht werden soll und mit welchem Ziel. Diese Frage muss immer gestellt und vor allem beantwortet werden, wenn der Redner dem Publikum das nötige Maß an Achtung entgegen bringen soll. Und für das konkrete Publikum, das da irgendwo in einem Saal sitzt und den Gruß-, Fest- oder Tischredner erwartet, handelt es sich niemals um einen Allerweltstermin, auch nicht in Kleinkleckersdorf.

Sprachbilder bereichern jede Rede. Aber Vorsicht: Wie eine Fotografie, so darf auch ein Sprachbild nicht unscharf, verwackelt, farblich verfälscht oder schlecht ausgeleuchtet sein. Ein Bild muss stimmen, sonst bleibt der Redner nicht mit seiner Botschaft in Erinnerung, sondern wegen seiner unfreiwilligen Komik. Im Radio sagte kürzlich ein Fußballclub-Geschäftsführer zum Abgang des Trainers, dessen sportliche Ambitionen müssten mit den wirtschaftlichen Beinen des Vereins in die Waage gebracht werden. Dazu hätte mein Lateinlehrer gesagt: "Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht!" Wie man mit mißglückten Bildern abstürzen kann, hat Edmund Stoiber demonstriert, als er für den Transrapid von der Münchner Innenstadt zum Flughafen Franz-Josef-Strauß werben wollte.

Der Stoiber-Ausbruch erinnert auch an eine Tatsache, an die Redner und Redenschreiber immer denken sollten: Nicht jeder Lacher ist ein Erfolg. Dagegen transportiert ein Sprachbild, das sitzt, - ob gesprochen oder geschrieben - viel Inhalt, und zwar schnell und ohne Schwund. Wenn die taz ein Alice-Schwarzer-Portrait mit dem Satz überschreibt: "Die Fidel Castra der Frauenbewegung", dann kann sich jeder vorstellen, was gemeint ist.